Mithelfen im Haushalt: Selbstständigkeit und Verantwortung fördern

Mutter und Tochter kochen

Wie gelingt es, Kinder spielerisch an den Haushalt heranzuführen, um Selbstständigkeit und Verantwortung zu fördern? Welche Aufgaben können Kinder ab welchem Alter übernehmen? Und wie können Kinder motiviert werden, damit die Mithilfe im Haushalt nicht zum Frustthema in der Familie wird?

Den Tisch decken, das Spielzeug aufräumen oder beim Kochen helfen - das Mithelfen im Haushalt fördert die Entwicklung von Kindern. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten übernehmen sie Verantwortung und bringen sich in die Familiengemeinschaft ein. Bereits Kinder im Kleinkindalter können in den Haushalt miteinbezogen werden und lernen dabei mit jeder Aufgabe mehr Selbstständigkeit. An ihrer Seite brauchen Kinder Eltern, die sie in diesem Lernprozess unterstützen, die ihre Motivation fördern und Geduld zeigen, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt.

Wenn Kinder im Haushalt mithelfen, fördert das nicht nur ihre Entwicklung, sondern vermittelt ihnen auch wichtige Fähigkeiten für ihr zukünftiges Leben. Durch die regelmäßige Übernahme von Aufgaben lernen Kinder, sich besser zu organisieren und ihre Zeit besser einzuteilen. Zudem stärkt das Mithelfen im Haushalt das Wir-Gefühl innerhalb der Familie, da Kinder erkennen, dass jeder einen Beitrag zum gemeinsamen Wohl leisten kann.

Selbstständigkeit fördern
Mutter mit zwei Kindern beim Backen

© RODNAE Productions/Pexels

Viele Eltern neigen jedoch dazu, ihren Kindern Aufgaben abzunehmen, weil es schneller und einfacher geht. Doch gerade diese kleinen Herausforderungen sind wertvoll: Sie lehren das Kind nicht nur Verantwortung und Selbstständigkeit, sondern auch, dass ihm Vertrauen entgegengebracht wird, und es ernstgenommen wird. Wer frühzeitig lernt, sich im Haushalt einzubringen, geht auch später strukturierter und organisierter an Aufgaben heran – sei es in der Ausbildung, im Beruf oder im eigenen Zuhause.

 

Es ist Aufgabe der Eltern für sein Kind Fürsorge zu tragen, es zu beschützen, es aber auch zu unterstützen und seine Fähigkeiten zu fördern. Wird ein Kind zu sehr behütet und ihm Tätigkeiten, an denen es wachsen kann, abgenommen, unterstützt elterliche Fürsorge nicht mehr, sondern hemmt die Entwicklung des Kindes. Lässt man das Kind gewähren, natürlich in einem altersgerechten Rahmen, hat es die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und Selbstvertrauen zu gewinnen. Eltern unterstützen das Kind in der Tätigkeit so lange, bis der Punkt erreicht ist, an dem das Kind allein klar kommt.

Aufgaben

Die Aufgaben im Haushalt sollten dem individuellen Entwicklungsstand des Kindes angepasst sein. Eine überschaubare Aufgabe, die kein Kleinkind überfordert, ist z.B. das Wegräumen der eigenen Spielsachen. Dabei ist es wichtig, die Aufgabe klar zu formulieren: "Räume deine Bauklötze in die Kiste" oder "Lege deine Kuscheltiere auf das Bett". Sollte das Kleinkind keine Lust haben aufzuräumen, kann man seine Unterstützung anbieten. Strenge Ermahnungen führen eher dazu, dass das Kind in seiner Keine-Lust-Haltung verbleibt.

Kleinere feste Pflichten im Haushalt können Kinder ab dem Schulalter übernehmen. Dazu gehören z.B. das Tischdecken, das Wegräumen der Einkäufe, die Spülmaschine ein- oder ausräumen oder zusammen mit den Eltern das Kinderzimmer aufräumen. Mit Besuch der weiterführenden Schule übernimmt das Kind die komplette Verantwortung für das eigene Zimmer. Es kann sich um die Wäsche kümmern, beim Kochen helfen oder kleinere Einkäufe erledigen.

Welche Aufgaben passen zu welchem Alter?

Wie motiviere ich mein Kind?

Besonders im Alter zwischen anderthalb und vier Jahren sind Kinder stark motiviert im Haushalt mitzuhelfen. Das Kind sieht die Eltern beim Verrichten verschiedenen Haushaltstätigkeiten, sei es beim Kochen, beim Putzen oder Aufräumen. Da Kinder auch durch Nachahmen lernen, ist dies der beste Zeitpunkt, um sie langsam an das Mithelfen im Haushalt zu gewöhnen. Natürlich ist ein Kind von zwei Jahren nicht wirklich eine Entlastung im Haushalt, sondern das Mithelfen oft mit mehr Aufwand, Zeit und einer guten Portion Geduld verbunden.

Jeder von uns hat folgenden Satz in der Kindheit bereits einmal gehört: "Dafür bist du noch zu klein." Aber ist man wirklich zu klein, um beim Staubsaugen zu helfen oder mit dem Besen zu fegen? Durch eine altersgerechte Aufgabe im Haushalt lernt ein Kind, Verantwortung zu übernehmen. Ein Kind, das immer wieder zu hören bekommt, dass es zu klein sei, etwas zu tun, ist später schwieriger zum Mithelfen im Haushalt zu motivieren.

Mutter und Kind beim Wäsche machen

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Mit Handwerkszeug in Kindergröße kann die Motivation gefördert werden. Im Spielwarengeschäft gibt es eine große Auswahl an kindgerechten Haushaltsgeräten: kleine Besen, kleine Eimer mit Lappen oder Gartengeräte. Mit speziellen "Wellenmesser", die es im Küchenladen oder online zu kaufen gibt, haben Kinder die Möglichkeit, beim Schnippeln und Kochen zu helfen.

Wahlmöglichkeiten geben

Ein guter Tipp für alle Eltern, die ihre Kinder und Jugendlichen zu mehr Hilfe im Haushalt bewegen möchten: Wahlmöglichkeiten geben. Jeder in der Familie hilft im Haushalt mit, dies steht außer Frage, aber jeder hat seine Vorlieben. Durch die Wahl zwischen "Spülmaschine ausräumen" oder "Zimmer staubsaugen" hat das Kind die Möglichkeit, eine eigene Entscheidung zu treffen. Für was es sich auch entscheidet, eine Aufgabe wird auf jeden Fall ausgeführt.

Jetzt gibt es in jedem Haushalt eine Rangliste der unbeliebtesten Aufgaben. Laut einer Studie gehören dazu auf den ersten Plätzen Fenster putzen, Bügeln und das Bad/Klo putzen. Um die Motivation zur Mithilfe im Haushalt aufrechtzuerhalten und zu fördern, sollten nicht unbedingt die unbeliebtesten Aufgaben wie Müllraustragen und Kloputzen direkt an die Kinder übergeben werden, sobald sie das passende Alter erreicht haben.

Vater und Tochter beim Spülen

© cottonbro Studio/Pexels

Die zu erledigenden Aufgaben können in einen Familienplaner eingetragen oder an eine Pinnwand gepinnt werden. Probleme mit dem Erledigen der einzelnen Tätigkeiten oder auch die Einteilung der Aufgaben für die anstehende Woche werden bei einem Familienrat besprochen oder festgelegt. Auf diese Weise hat jedes Familienmitglied die Möglichkeit, sich in den gemeinsamen Familienhaushalt miteinzubringen. Dabei muss von Anfang an feststehen, dass Kinder und Jugendliche im Haushalt zwar mithelfen sollen, sie aber nicht überfordert werden dürfen. Kinder sind schließlich Kinder, keine Hausangestellten. Es muss genügend Zeit für Hobbys, Freunde und die Schulaufgaben bleiben.

Keinen Bock auf Haushalt

Hat ein Kind "keinen Bock" auf Haushalt oder erledigt seine Aufgaben nicht, ist es nicht hilfreich, Strafen anzudrohen oder auszusprechen. Durch Wegnahme des Smartphones oder Fernsehverbot erreichen Eltern das Gegenteil von dem, was sie eigentlich wollen: Das Kind geht noch mehr in Abwehrhaltung und der letzte Rest Motivation verliert sich im Machtkampf zwischen Eltern und Kind. In einem solchem Fall ist es besser, das Gespräch mit dem Kind zu suchen, um herauszufinden welcher Grund dahintersteckt. Vielleicht hat das Kind oder der Jugendliche Stress in der Schule oder Probleme mit Freunden.

Lob und Wertschätzung spielen eine entscheidende Rolle bei der Motivation von Kindern im Haushalt. Anstatt nur das Endergebnis zu bewerten, sollte auch der Einsatz und die Mühe des Kindes gelobt werden. Sätze wie „Ich finde es toll, wie sorgfältig du den Tisch gedeckt hast!“ oder „Danke, dass du mir geholfen hast, das macht es für uns alle leichter!“ geben dem Kind das Gefühl, dass seine Hilfe wichtig ist.

Familie sitzt auf Sofa und schaut fern

© August von Richelieu/Pexels

Statt Geld als Belohnung, ist es besser, nach erledigter Arbeit gemeinsam etwas zu unternehmen, ein Spiel zusammen zu spielen oder eine Folge der Lieblingsserie gemeinsam zu schauen. Wichtig ist, dass das Lob ehrlich und klar formuliert ist, damit das Kind erkennt, was genau es gut gemacht hat, und diese Verhaltensweise in Zukunft wiederholen möchte.

Eigene Einstellung zum Thema Haushalt überdenken

Kinder im Haushalt mithelfen zu lassen, ist ein wertvoller Lernprozess, der Geduld und eine realistische Erwartungshaltung erfordert. Sie brauchen Begleitung und Zeit, um Aufgaben zu erlernen. Es geht nicht darum, dass alles sofort perfekt erledigt wird, sondern darum, sie schrittweise an Verantwortung heranzuführen. Dabei hilft es, die eigene Haltung zum Thema Haushalt zu hinterfragen: Sind ein paar Krümel auf dem Boden wirklich schlimm oder stecken dahinter erlernte Muster aus der eigenen Kindheit?

Wer Haushaltstätigkeiten als lästige Pflicht empfindet, sollte seine Haltung dazu überdenken. Denn Kinder schauen sich dies ab. Gemeinsam erledigte Aufgaben, vielleicht mit Musik im Hintergrund, machen mehr Spaß und schaffen wertvolle Zeit miteinander. Ein sauberes Zuhause trägt zum Wohlbefinden der ganzen Familie bei. Aber ohne den Druck, einem perfekten Ideal zu entsprechen. Es lebt sich ohne starre Vorstellungen des perfekten Mutter- und Frauseins wesentlich leichter.

Quelle: (Nora Imlau, www.mdr.de/ratgeber/familie/haushalt-hausarbeit-kinder-helfen-organisieren-tipps-100.html, abgerufen 21.01.2025)

Titelbild: © Kampus Productions/Pexels