Raus aus den Schulden

Geld Pflanze Haende Schutz

Kredite, Ratenzahlung, Autofinanzierung - Schulden zu machen gehört für viele Menschen zum Leben dazu. Solange genügend Geld da ist, die Kredite zu bedienen oder die Raten abzuzahlen, stellt dies kein Problem dar. Aber was passiert, wenn man über seine eigenen finanziellen Möglichkeiten lebt oder durch unvorhergesehene Ereignisse plötzlich vor einem Schuldenberg steht?

Der Überblick über die finanzielle Lage geht meistens, ohne dass man es merkt, verloren. Es wird versucht, die Löcher so gut es geht zu stopfen und sich von Mahnung zu Mahnung zu retten. Bis die Post gar nicht mehr geöffnet wird. Doch es gibt einen Weg aus den Schulden. Mithilfe eines genauen Überblicks über alle Finanzen, also über die Einnahmen und Ausgaben, kann ein realistischer Haushaltsplan sowie eine Entschuldungsstrategie erstellt werden. Der Ausstieg aus den Schulden erfordert viel Engagement und Geduld, vor allem aber Mut für den ersten Schritt.

Wie komme ich wieder aus den Schulden raus?

Der erste Schritt raus aus den Schulden besteht darin, sich einzugestehen, dass man den Überblick über die finanzielle Lage verloren hat. Viele Menschen schämen sich ihrer Schulden. So schwer es auch ist, jetzt gilt es, nicht mehr die Augen vor der Realität zu schließen. Vier Fragen können helfen, die eigene Lage besser zu verstehen: Wie ist es bis zu diesem Punkt gekommen? Wo stehe ich jetzt? Wie komme ich wieder heraus? Was mache ich, dass dies nicht nochmal passiert?

Wie konnte es soweit kommen?

Die Gründe, wie es zu einer Überschuldung kommt, sind vielfältig und für jede:n Schuldner:in individuell. Entweder man ist durch Arbeitslosigkeit, geschäftlichen Konkurs oder eine Trennung in die Schulden gerutscht oder man hat Geldprobleme, weil man über seine Verhältnisse hinaus lebt. Auch die Corona-Pandemie, die Energiekrise und die erhöhte Inflation haben dazu beigetragen, dass mehr Menschen in Deutschland in die Schuldenfalle geraten sind.


Überblick über finanzielle Lage erstellen

Die Frage „Wo stehe ich jetzt?“ lässt sich am besten beantworten, indem man sich einen Überblick über die eigene finanzielle Situation verschafft. Dies bedeutet alle Unterlagen zusammenzusuchen, zu sortieren und auszuwerten. Dazu gehören alle Verträge, Rechnungen, Mahnungen und noch ungeöffnete Post. Man kann verstehen, warum Menschen, sich gerade um diesen Schritt drücken, ist es doch langweilige Büroarbeit, aber auch die Konfrontation mit unangenehmen Tatsachen und wenig erfreulichen Inhalten. Wer sich durch den Papierwust durchgekämpft hat, erlangt am Ende jedoch realistische Zahlen, mit denen weitergearbeitet werden kann. Statt der Unwissenheit gibt es Gewissheit, die viele an diesem Punkt erst einmal aufatmen lässt.

Sortieren und Ordnen von Unterlagen
Taschenrechner

© TowfiquBarbhuiya/Pixabay

Zum Überblick über die eigene Finanzlage sind Hilfsmittel wie Taschenrechner, verschiedene Ordner sowie Papier zur Listenerstellung sinnvoll. Wenn alle Unterlagen zusammengetragen sind, beginnt das Sortieren. Ungeöffnete Briefe werden geöffnet und Papiere, die zusammengehören, zusammengeheftet. Die Schreiben nach Absender ordnen und pro Gläubiger einen Stapel mit allen zugehörigen Unterlagen bilden.

Stapel für Stapel abarbeiten

Ist dieser Schritt geschafft, wird sich jeder Stapel einzeln vorgenommen und nach Datum sortiert, so dass das neueste Schreiben obenauf liegt. Nun kommt jeder Stapel einzeln dran: Welche Forderung hat der Gläubiger? Es kann hilfreich sein, selbst beim Gläubiger anzurufen, um den genauen Zahlungsrückstand zu erfragen. Damit signalisiert man dem Gläubiger die Bereitschaft zur Abzahlung der Schulden, welches von vielen Gläubigern positiv angesehen wird. Außerdem findet man auf diese Weise einen direkten Ansprechpartner für mögliche Ratenzahlungen oder verbindliche Absprachen.

Aktenstapel

© Ulrike Mai/Pixabay

Alle ausstehenden Schulden werden zusammen mit dem jeweiligen Gläubiger in einer Schuldenliste notiert. Sind alle Stapel abgearbeitet, sollten diese in einem oder in mehreren Ordnern ordentlich abgeheftet werden, damit jederzeit darauf zugegriffen werden kann.


Einnahmen und Ausgaben

Nach der Erstellung der Schuldenliste erfolgt die Aufstellung aller Einnahmen und Ausgaben anhand von Kontoauszügen. Zu den Einnahmen gehören der Lohn, Nebeneinkünfte, staatliche Unterstützung wie Wohngeld, Bürgergeld sowie das Kindergeld etc. Die Ausgaben setzen sich aus den Fixkosten (Miete, Strom, Wasser, Müllgebühren, Versicherungen, Verträge etc.) und dem Lebensunterhalt (Lebensmittel, Hygieneprodukte, Ausgaben für Unterhaltung, Schulbedarf etc.) zusammen.

Haushaltstabelle in Excel

© Diakonie Neuwied

Haushaltsbuch führen

Ein Haushaltsbuch, in dem alle monatlichen Einnahmen und Ausgaben eingetragen werden, gibt Auskunft darüber, wo Kosten eingespart werden können.  Man kann die Haushaltsübersicht in einem Notizbuch oder auf dem Computer in eine Tabelle eintragen. Wer sein Smartphone benutzen möchte, hat die Möglichkeit Apps zu nutzen. Ein Beispiel für das Anlegen eines Haushaltsbuches zeigt die Verbraucherzentrale.

Neue Post sollte stets sofort geöffnet und bearbeitet werden, d.h. Änderungen bei den Einnahmen, Ausgaben oder bei der Höhe der Schulden werden in der jeweiligen Liste eingetragen.


Abtrag der Schulden

Nach Abzug der Ausgaben von den Einnahmen bleibt die Summe übrig, die zum Schuldenabtrag genutzt wird, aber auch zum Ansparen eines Notgroschens für unerwartete Kosten genutzt werden sollte. Wenn die Ausgaben die Einnahmen überschreiten, sollte möglichst bald ein Termin bei einer Schuldnerberatung vereinbart werden. Die Aufstellung über die finanzielle Lage gibt Auskunft darüber, bei welchen Posten das Geld „verschwindet“.

Einsparmöglichkeiten suchen

Sparmöglichkeiten sind u.a. das Kündigen von Abos, Mitgliedschaften oder nicht notwendigen Versicherungen, der Austausch von teuren Kreditkarten gegen normale Bankkarten, die Aufgabe oder das Reduzieren des Rauchens, der Verzicht auf Fertigprodukte oder Markenprodukte, das Nutzen von Sonderangeboten oder das Trinken von Leitungswasser.  Durch einen Nebenjob sind unter Umständen mehr Einnahmen möglich.

Kleiner Einkaufswagen mit Euromünzen auf Bons

© Alex Barcley/Pixabay

Was man nicht machen sollte

Schuldner:innen, die versuchen durch das Leihen von Geld, z.B. von Freunden oder Verwandten, unseriöse Kreditvermittlungen oder Finanzberater die Schulden loszuwerden, tragen dazu bei, noch tiefer in die Schuldenfalle zu geraten. Auch Glücksspiel oder Schwarzarbeit können die Situation weiter verschlimmern.

Zahlungsvereinbarungen treffen

In der Schuldnerberatung haben Miet- und Energieschulden sowie Unterhaltszahlungen, Geldstrafen oder Steuerschulden Vorrang vor Zahlungsaufforderungen von Dienstleistern oder Geschäften. Das Abzahlen der Schulden, z. B. über Ratenzahlungen oder als ganzer Betrag, sollte mit jedem Gläubiger einzeln ausgehandelt werden. Den meisten Gläubigern ist es lieber, Geld in Raten zu bekommen als gar kein Geld.

Mann schreibt auf Papier

© Free-Photos/Pixabay

Die Zahlungsvereinbarung sollte schriftlich in einem kurzen Schreiben aufgesetzt werden. Eine Kopie kommt zu den Unterlagen. Wer seine Raten zuverlässig zahlt und zusätzliche Einnahmen zum Schuldenabbau nutzt, baut sich eine gute Basis auf, um bei außerplanmäßigen Kosten, einen Gläubiger davon zu überzeugen, einen Aufschub für 1-2 Monate zu gewähren.

Nicht den Mut verlieren

Viele Schuldner:innen berichten von einem regelrechtem Aufatmen, wenn der erste Gläubiger von der Liste gestrichen ist. Eine Überprüfung der Liste mit den Gläubigern zeigt, wie es mit dem Abzahlen geklappt hat, wie hoch die offenen Schulden noch sind oder ob andere Raten erhöht werden können, weil ein Schuldenposten weggefallen ist. Wie auf jedem Weg gibt es auch bei diesem Höhen und Tiefen. Statt den Mut zu verlieren oder sich Vorwürfe zu machen, ist es besser, Strategien zu finden, um damit umzugehen.

Tipps zum Umgang mit Geld

  • Keine Zettelwirtschaft mehr: Ordnungssystem mit Ordnern für Bank, Wohnen, Auto, Gesundheit, Versicherungen, Finanzamt, Haushalt, Behörden, persönliche Dokumente, Beruf anlegen
  • beim Kauf von notwendigen Gerätschaften auf günstigere Alternativen achten
  • beim Kauf überlegen, ob man das wirklich braucht (Bedenkzeit: 10 Minuten bei kleinen Anschaffungen, 30 Tage bei großen Anschaffungen)
  • vor Einkauf im Supermarkt/Discounter Einkaufszettel schreiben und daran halten
  • Preise vergleichen
  • Kaufmotive hinterfragen - Steckt vielleicht etwas anderes dahinter?
  • Nur das Geld ausgeben, das bereits auf dem Konto ist
  • Immer daran denken: Auch viele kleine Ausgaben summieren sich
  • Raten zuverlässig abbezahlen
  • Notgroschen ansparen
  • Sparen auf etwas bedeutet auch Lust auf Vorfreude
  • Nein sagen/Grenzen setzen

Budget einteilen

Bevor das monatliche oder wöchentliche Budget eingeteilt werden kann, müssen zunächst die Fixkosten sowie der Betrag zum Abtrag der Schulden vom Nettoeinkommen abgezogen werden. Der Rest ist das Haushaltsgeld, um Lebensmittel, Hygieneartikel, Fahrkarten etc. zu bezahlen. Daneben sollte man immer auch an zukünftige Sonderausgaben denken, die plötzlich auf einen zukommen können. Hierbei hat es sich bewährt, pro Woche oder pro Monat einen bestimmten Betrag als Notgroschen zur Seite zu legen.

Pinkes Sparschwein

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"Notgroschen" zurücklegen

Für jeden Haushaltsposten wird ein bestimmtes Budget zugewiesen, das nicht überschritten werden sollte. Dies kann wöchentlich oder monatlich eingeteilt werden. Am Ende der Woche oder des Monats kommt es zur Abrechnung. Ist man innerhalb des Budgets geblieben? Oder wurde das Budget falsch eingeschätzt? Gibt es noch ein Sparmöglichkeiten? Bleibt am Ende der Woche etwas vom Budget übrig, wird dieses in die Abbezahlung des Schuldenbetrages gesteckt.

Weitere Tipps zur Einteilung des Budgets gibt es hier: „Haushalten mit der Umschlagmethode“.

Wer es geschafft hat seine Schulden zu tilgen, darf sich gerne auf die Schulter klopfen, denn er oder sie hat wirklich Großes geleistet. Jetzt gilt es dranzubleiben, um nicht noch einmal in die Schuldenfalle zu geraten. Ein Betrag von 2-3 Monatsgehältern, der als „Geldpolster“ angespart wird, hilft bei unvorhergesehenen Ausgaben.


Hilfe annehmen

Nicht jeder schafft es, sich allein wieder aus dem Schuldensumpf herauszuziehen. Besonders wenn die Ausgaben die Einnahmen bei weitem übersteigen und kein Geld da ist, um die Schulden abzubezahlen. In diesen Fällen prüft die Schuldnerberatung, ob ein Insolvenzverfahren für den Schuldner/die Schuldnerin von Vorteil ist. Überschuldete Schuldner:innen können sich in der Regel innerhalb von 3 Jahren (Stichtag: 1. Oktober 2020) von ihren Schulden befreien.

Frau berät andere Frau

© mentatdgt/Pixabay

Infos zum Insolvenzverfahren

Während dieser Zeit wird das Gehalt bis auf einen Selbstbehalt gepfändet. Das Geld geht an einen Treuhänder, der die Gläubiger bedient. Man ist dazu verpflichtet, jede zumutbare Arbeit anzunehmen und alle wesentlichen Änderungen an Gericht und Insolvenzverwalter zu melden. Nach Ablauf des Verfahrens werden die restlichen Schulden erlassen. Weitere Informationen zum Thema "Insolvenz" gibt die Verbraucherzentrale.

Jede Krise bedeutet eine Chance

Natürlich unterstützt die Schuldnerberatung daneben auch alle Schuldner:innen bei einer Entschuldungsstrategie mit Raten oder einem Vergleich mit Gläubigern. Zusammen werden nicht nur die finanzielle Situation unter die Lupe genommen, sondern auch Einsparmöglichkeiten im Haushalt besprochen, Musterbriefe für den Schriftverkehr aufgesetzt und Gespräche mit den Gläubigern geführt.

Quellen:
Diakonie Deutschland
Diakonie Deutschland - Beratungssuche
Diakonisches Werk in Neuwied - Schuldnerberatung
Verbraucherzentrale Deutschland
Kellner, Hedwig: Endlich schuldenfrei. Geldprobleme in den Griff bekommen. Nymphenburger, 2009.

Titelbild: RoboAdvisor/Pixabay