Medienkonsum in der Familie

 

Digitale Medien sind aus dem heutigen Familienleben nicht mehr wegzudenken. Während die kleineren Geschwister YouTube-Videos auf dem Tablet schauen, tauscht sich der große Bruder mit seinen Freunden über WhatsApp aus. Der Vater probiert ein neues Rezept aus dem Internet aus und die Mutter informiert sich über die Nachrichten des Tages und checkt noch schnell die Schul-App, ob morgen Unterricht ausfällt.

Kinder am Smartphone

© Katerina Holmes/Pexels

Als Familie "medienfit" werden

Smartphone, Tablet und Computer sind ständige Begleiter in unserem Alltag. Sie sind nützlich, können unsere Kreativität fördern, vermitteln Informationen und unterstützen uns bei Bedarf im Alltag. Das sind die guten Seiten. Doch leider rauben digitale Medien uns auch wertvolle Zeit. Da werden aus einem „Ich schaue mal kurz bei Facebook oder Instagram rein“ schnell eine Stunde oder mehr.

Die Kinder antworten auf den Ruf zum Abendessen mit einem: „Ich schaue noch das Video zu Ende“ oder „Ich muss meinen Brawler auf 25 pushen.“ Und man selbst streamt abends doch noch eine Folge der Lieblingsserie. Es ist ja gerade so spannend. Auf die 45 Minuten kommt es auch nicht mehr an.

Junge schaut gebannt auf Fernseher

© Vidmir Raic/Pixabay

Der Medienkonsum in der Familie führt oft zu Streitigkeiten und schlechter Stimmung. Das Kleinkind ist nach einer Stunde Fernsehen überdreht. Der Jugendliche mault, weil ihm das Smartphone weggenommen wurde. Papa sitzt schon den ganzen Nachmittag an seinem Computer. Doch wie viel Mediennutzung ist richtig?

Eltern sind Vorbilder

Wenn wir uns Gedanken über die Mediennutzung von Kindern machen, müssen wir auch unseren eigenen Umgang damit hinterfragen. Denn Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder und können diesen einen guten Umgang mit Medien vermitteln. Bin ich als Elternteil selbst oft online, neigen auch meine Kinder dazu, mehr Zeit mit Medien zu verbringen.

Wie viel Zeit können Kinder vor dem Bildschirm verbringen?

Digitaler Elternabend zu Mediennutzung von Kleinkindern

Wie kann ich ein gutes Vorbild in der Mediennutzung sein?

Die Initiative "SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht." rät bei Kindern unter 5 Jahren zu höchstens einer halben Stunde am Stück täglich. Bei Kindern von 6-9 Jahren zu einer Stunde täglich. Ab 10 Jahren zu höchstens 10 Stunden in der Woche. Über die Einteilung können die Kinder selbst bestimmen.

Wann gibt es das eigene Smartphone?

Eigene elektronische Geräte für Kinder sollten so spät wie möglich angeschafft werden. Grundschulkinder brauchen noch kein eigenes Smartphone. Mit dem Wechsel zur weiterführenden Schule kann darüber nachgedacht werden, ob ein Smartphone sinnvoll ist. Ein Mediennutzungsvertrag kann helfen, den Medienkonsum in der Familie zu beobachten und bei Bedarf anzupassen. Hierbei sollten die Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und für sich selbst auch einen Vertrag anlegen.

Welche Medien sind gut für mein Kind?

Neben dem wie lange dürfen Kinder Medien nutzen, gibt es auch die Frage nach dem was ist gut für mein Kind. Soziale Netzwerke wie TikTok, Instagram, WhatsApp oder Snapchat sind oft für Ältere gedacht. Viele Eltern wissen gar nicht, dass diese Netzwerke erst ab 13 Jahren genutzt werden sollten (WhatsApp sogar erst ab 16 Jahren). Internet-abc bietet eine Informationsseite für Eltern an. Dort finden Sie Artikel rund um die Themen Soziale Netzwerke, Spiele & Co.

Screenshot InternetABC

© www.internet-abc.de

Apps & Co zusammen entdecken

Wenn ihr Kind auf einem sozialen Netzwerk aktiv werden möchte, ist es wichtig, dass es über seine Rechte und den Datenschutz Bescheid weiß. Schauen Sie sich die App gemeinsam mit ihrem Kind an und lernen Sie die Funktionen gemeinsam kennen. Bei allen sozialen Netzwerken lassen sich Privatsphäre-Einstellungen vornehmen, die ihr Kind vor ungewünschten Kommentaren oder Annäherungsversuchen schützen. (klicksafe.de)

Persönliche Daten wie der richtige Name, Adresse, Handynummer oder Passwörter sollten niemals geteilt werden. Der Passwort-Schlüssel-Automat des Bundesfamilienministeriums hilft bei der Erstellung eines sicheren Passwortes.

Screenshot Passwort Schlüssel Automat

© www.passwort-schluessel.de

Schutz im digitalen Raum

Damit Kinder einen guten Umgang mit Medien erlernen, brauchen sie Erwachsene, die selbst mit Medien kompetent umgehen können. Eltern haben eine Schutzpflicht gegenüber ihren Kindern. Sie müssen Kinder vor schädlichen Inhalten schützen – auch im digitalen Raum. Gewaltverherrlichende Videos oder Spiele sowie Pornos gehören nicht auf einen Bildschirm, vor dem ein Minderjähriger sitzt. Da sind wir uns wahrscheinlich alle einig.

Mädchen erschrocken am Smartphone

© Andrea Piacquadio/Pexels

Aber in der Realität ist das alles nicht so einfach. Beim Filmschauen im eigenen Wohnzimmer können wir bei kritischen Szenen schnell einen Hechtsprung vor den Fernseher machen oder dem Kind die Augen zuhalten. Wir sind aber leider nicht immer dabei. Jugendliche tauschen über soziale Netzwerke Videos aus, deren Inhalt fragwürdig ist. Man möchte aber auch nicht der Vater oder die Mutter sein, der oder die die WhatsApp-Verläufe ihres Kindes ausspioniert.

Die YouTube-Videos "Frag Barbara" von safer.internet.at befassen sich sehr anschaulich und informativ mit Erziehungsfragen im Medienalltag.

Balance im Mediendschungel finden

Es ist also für Eltern oft schwer, die richtige Balance zwischen Schutzmaßnahmen und dem Recht des Kindes auf eigene Entwicklung, auch im digitalen Bereich, zu finden. Eine Patentlösung für alles gibt es im Mediendschungel leider nicht. Aber Lianen, an denen man sich entlanghangeln kann.

Mutter und Sohn vor Computer

© Julia M Cameron/Pexels

An erster Stelle steht das Reden miteinander. Lassen Sie sich z.B. das Spiel, das ihr Kind am Smartphone spielt, von ihrem Kind erklären. Taucht Werbung im Spiel auf, weisen Sie ihr Kind daraufhin, dass die Spielebetreiber so Geld verdienen und die Werbung deshalb nicht angeklickt werden sollte.

Fake News erkennen

Ihr Kind erzählt Ihnen, dass es im Netz ein Video gesehen hat, auf dem ein Eisbär im Zoo durch eine Scheibe durchgebrochen ist und dann ein Mädchen angegriffen hat. Suchen Sie gemeinsam mit ihrem Kind auf seriösen Nachrichtenportalen nach der Nachricht. Sie werden Sie nicht finden. Mithilfe von Faktencheckern oder Videos zum Thema Fake News können ihr Kind und Sie lernen, woran man Fake News erkennt.

Gegen Cybermobbing vorgehen

Beim Thema Cybermobbing sollte offen mit Kindern gesprochen werden. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es mit Problemen zu ihnen kommen kann. Inhalte, in denen Klassenkamerad*innen gemobbt werden, nicht weiterleiten. Im besten Falle wendet sich das Kind an die Eltern oder an eine Lehrperson. Viele hilfreiche Tipps und eine Einführung in das Thema erhalten Sie auf klicksafe.de.

Cybermobbing Junge vor Mauer eingerahmt von Smartphone

© un-perfekt/Pixabay

Sollte ihr eigenes Kind betroffen sein, müssen sie schnell handeln, damit sich Inhalte nicht weiterverbreiten können. Bei massiver Beleidigung wenden Sie sich an die Polizei und erstatten Anzeige. Vorfälle sollten z.B. per Screenshot dokumentiert werden. Kontaktieren Sie den Betreiber und verlangen Sie eine Löschung des Inhalts oder das Ausschließen des Täters/der Täterin. Wird ihr eigenes Kind zum Täter, reden Sie mit ihm und suchen Sie eine Erziehungsberatung auf.

Digital Detox - Medienfreie Zeiten

Eltern haben außerdem die Verantwortung, ihren Kindern auch medienfreie Erfahrungen anzubieten. Kinder und Jugendliche brauchen einen Ausgleich zur Mediennutzung. Denn diese findet meistens im Sitzen statt. Aus Erfahrung ist es gar nicht so leicht ein Kind vom Smartphone, Videospiel oder Fernseher wegzukriegen.

Junge auf Seilbahn auf Kinderspielplatz

© hamxx05/Pixabay

Aber es lohnt sich: ein Spaziergang im Wald (Handys bleiben zuhause) oder durch den Park hilft, den Kopf frei zu kriegen. Auch wenn die Kinder am Anfang motzen, nach kurzer Zeit werden doch Stöcke gesucht und Hänge erklettert. Zudem sollte gerade das gemeinsame Essen eine medienfreie Zeit sein: beim Frühstück wird der anstehende Tag besprochen und beim Mittagessen oder Abendessen wird von den Erlebnissen des Tages berichtet. So wird das gemeinsame Essen zur Familienzeit.

Weitere Ideen für eine medienfreie Zeit finden Sie hier.

Zu viel Medienkonsum

Was ist, wenn ein Familienmitglied einen zu hohen Medienkonsum hat? Gerät die Mediennutzung bei Kindern oder Jugendlichen außer Kontrolle, kann dies zu Konzentrationsproblemen, Sprachentwicklungsstörungen, Hyperaktivität oder auch depressiven Verstimmungen führen. Laut Studie verbringen Jugendliche im Alter von 12-17 Jahren im Durchschnitt 2 ½ Stunden mit sozialen Medien. 2,6 % der befragten Jugendlichen zeigten einen problematischen Gebrauch von Social Media (Forsa-Studie/DAK 2018).

Doch nicht nur Kinder und Jugendliche sind gefährdet. Auch Erwachsene können dem Suchtpotential der digitalen Medien erliegen. Internet- oder Computersucht ist kein Einzelfall mehr und sollte behandelt werden. Sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt oder Hausarzt, wenn Kinder sich auffällig verhalten oder der Partner/die Partnerin nicht mehr ohne Smartphone, Computer & Co auskommt. Eine erste Anlaufstelle ist die Computersuchthilfe des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) desUniversitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.