Die Schulzeit beginnt

Schultüte und Bastelutensilien

Mit der Einschulung beginnt für das Kind ein neuer Lebensabschnitt. Viele Eltern fragen sich vorher: Ist mein Kind für die Schule schon bereit? Was wird alles für den Schulanfang benötigt? Wie kann ich mein Kind beim Lernen unterstützen? Doch nicht nur die Eltern stehen vor neuen Herausforderungen. Auch das Kind muss sich in seiner neuen Rolle als Schulkind zurechtfinden.

Denn es ist ganz schön aufregend in die Schule zu kommen. Dort erwarten das Kind viele neue Eindrücke: neue Klassenkameradinnen und Klassenkameraden, ein/e Klassenlehrer/in, ein Stundenplan mit Lesen, Schreiben und Rechnen und Hausaufgaben. Gut, dass Kindergärten und Schulen eng zusammenarbeiten, um Kindern und Eltern den Abschied vom Kindergarten und den Übergang zur Schule zu erleichtern.

Vor der Einschulung

Alle Kinder, die bis zum Stichtag 6 Jahre alt werden, müssen zum nächsten Schuljahr eingeschult werden. Die Stichtage unterscheiden sich in den jeweiligen Bundesländern. In Rheinland-Pfalz ist der Stichtag der 31. August. Darüberhinaus können aber auch Kinder, die nach dem 31. August Geburtstag haben, eingeschult werden ("Kann-Kinder"). Wenn es soweit ist, bekommen die Eltern eine Einladung zur Schuleingangsuntersuchung vom zuständigen Gesundheitsamt. Bei der Untersuchung werden das Seh- und Hörvermögen sowie sprachliche und motorische Fähigkeiten überprüft.

Maeppchen mit Stiften

© flockine/Pixabay

Als Grundschule kommt meistens diejenige Schule in Frage, die dem Wohnort am nächsten liegt. Möchten Eltern ihre Kinder auf eine andere Grundschule schicken, müssen sie dies schriftlich begründen. Bei einem Tag der Offenen Tür oder einem Beratungsgespräch in der Schule kann man sich über den Unterricht, die Betreuungsmöglichkeiten, Angebote zur Ganztagsschule oder Halbtagsschule informieren.

Ist mein Kind bereit für die Schule?

Wer sich unsicher ist, ob sein Kind schon für die Schule bereit ist, sollte das Gespräch mit den Erzieher:innen in der Kita suchen. Diese geben Rückmeldung über die Entwicklung des Kindes. Auch ein Termin beim Kinderarzt kann Bedenken ausräumen.

 

Orientierungsfragen zum Schulbeginn

  • Ist Ihr Kind neugierig, wie Dinge funktionieren oder setzt es sich gerne mit bestimmten Sachthemen auseinander?
  • Kann Ihr Kind sich an soziale Regeln halten?
  • Kann Ihr Kind einen Stift halten und mit einer Schere ausschneiden?
  • Kann Ihr Kind sich alleine anziehen und erkennt seine Sachen?
  • Kann Ihr Kind sich in ganzen Sätzen ausdrücken und sich mit Kindern und Erwachsenen unterhalten?
  • Freut sich Ihr Kind auf die Schule?
  • Hat Ihr Kind schon einmal erfahren, dass es Dinge üben muss, bevor sie gelingen?
  • Hat Ihr Kind Selbstvertrauen?
  • Hat Ihr Kind Freunde, die auch in die Schule gehen?

Fragen aus "Mein Schulkind" von M. Leicht u. A. Miller, S. 96, Stiftung Warentest, 2021.

 

Vorbereitung in der Kita

Im letzen Jahr im Kindergarten wird das Kind allmählich auf den Schulbesuch vorbereitet. Kinder erzählen dann ganz stolz, dass sie jetzt im Kindergarten zu den "Schukis", den Schulkindern, gehören. Das Zugehörigkeitsgefühl wird weiter durch Besuche in der Grundschule, bei denen in den Unterricht "hineingeschnuppert" wird, gefördert. Rituale, wie ein letzter gemeinsamer Ausflug, das Basteln der Schultüte und ein Abschiedsfest, geben Sicherheit und Halt, und machen den Abschied von der Kita leichter.

Kind schneidet Papier mit Schere in Kindergarten

© Natalie Bond/Pexels

In dieser Zeit werden Kinder mit verschiedenen Gefühlen konfrontiert. Neugier, Aufregung und Abschiedsschmerz wechseln sich ab. Wichtig ist es, das Kind dabei zu unterstützen, die Gefühle wahrzunehmen und zu verarbeiten. Erwachsene, die eine neue Aufgabe beginnen, haben oft auch mit widersprüchlichen Empfindungen zu kämpfen. Aber wir können die Gefühle besser einordnen und damit umgehen. Kinder brauchen unsere Hilfe, um Gefühle zu benennen und einen richtigen Umgang mit diesen zu erlernen.

Wie können Eltern auf die Schule vorbereiten?

Der neue Alltag mit Schule ist für Kinder und Eltern anstrengend. Deshalb ist es wichtig, gerade dem Kind genug Zeit und Raum zu geben, um in der Schule richtig anzukommen. Keiner verlangt, dass ab dem ersten Schultag alles perfekt läuft. Viel besser ist es, gelassen zu bleiben und das Kind bei den ersten Schritten ins Schulleben zu unterstützen. Denn die Familie ist ein wichtiger Raum des sozialen Lernens. Sie gibt als "sicherer Hafen" die notwendige Sicherheit, um auf Entdeckungsreise zu gehen.

KInder kochen selbst

© Andrzej Rembowski/Pixabay

Eltern können ihr Kind in seiner Entwicklung unterstützen, indem sie dem Kind Möglichkeiten bieten, sich zu entfalten. Durch das Spielen sammeln Kinder grundlegende Erfahrungen und fangen schrittweise an, die Umwelt um sich herum kennenzulernen und zu begreifen. Außerdem „trainiert“ Spielen das Gehirn: motorischen und sensorischen Fähigkeiten werden verbessert. Zudem bietet der Alltag viele Möglichkeiten für Kinder, um Selbstständigkeit zu erlernen. Ob das gemeinsame Backen oder die Hilfe beim Tischdecken: Kleine Aufgaben im Haushalt fördern die Motivation und das Selbstvertrauen.

Rechnen und Lesen lernen vor der Einschulung?

Wenn es um die Frage geht, ob Kinder vor dem Schulbeginn bereits schreiben und rechnen üben sollen, raten Lehrkäfte davon ab. Das Erlernen von Schreiben und Rechnen sollte lieber den Lehrkräften überlassen werden. Es reicht aus, Zahlen oder Buchstaben ins Spiel einzubauen. Sing-, Klatsch- und Reimspiele sowie das Vorlesen von Büchern vermitteln ein Bewusstsein für Sprache.

Jedes Kind entwickelt sich entsprechend seiner Vorlieben und Stärken in verschiedenen Bereichen unterschiedlich schnell. Dabei verläuft die Entwicklung nicht gerade, sondern in Sprüngen und es können in einzelnen Bereichen auch Rückschritte eintreten. Eltern neigen dazu, ihr Kind mit anderen zu vergleichen. Schnell ist das schlechte Gewissen da, weil Lisa ihren Namen noch nicht schreiben kann. Der gleichaltrige Sohn der Nachbarin aber schon. Da sich Kinder individuell entwickeln, sind keine Vergleiche angebracht, die sowieso nur zu Frust führen.

Das Schulkind

Und dann ist er da: der erste Schultag. Die Schultüte steht bereit und die Aufregung ist groß. Was wird an diesem Tag alles passieren? Jedem Erstklässler kann eine Angst sofort genommen werden: Am ersten Tag wird nicht schon das ganze ABC gelernt. Der erste Schultag ist ein Tag des Kennenlernens. Da sind die neuen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden, von denen das Kind vielleicht bereits jemanden kennt.

Stundenplan und Maeppchen auf Tisch

© Bruno/Germany/Pixabay

Die neue Lehrerin oder der neue Lehrer, der sich vorstellt, und die Kinder für eine erste Schulstunde mit in das neue Klassenzimmer nimmt, damit man sich gegenseitig näher kennenlernen kann. Nachmittags wird der Schulstart mit der Familie gemeinsam gefeiert. An diesem Tag muss das neue Schulkind viele neue Eindrücke verarbeiten. Da ist es hilfreich, wenn es am Nachmittag viel Bewegung bekommt, als Ausgleich für die Aufregung am Vormittag.

Schule heute

Kinder lernen heute anders als früher. Stand früher der Lehrer beim Frontalunterricht stets vor der Klasse, so gibt es heute verschiedene offene Unterrichtsformen, wie z.B. die Gruppenarbeit, die Stationsarbeit oder die Projektarbeit, bei denen die Schüler:innen sich ihre Ergebnisse gegenseitig präsentieren. Durch Apps ist zudem das digitale Lernen möglich. Wie der Unterricht von den Lehrkräften gestaltet wird, erfahren Eltern auf Elternabenden, die noch vor dem Schulbeginn stattfinden.

Rechnen, Schreiben und Lesen stehen im ersten Schuljahr im Fokus. Dazu kommen Sachunterricht, Sport, Kunst, Musik, Religion oder Ethik. Der Sportunterricht ist besonders als Ausgleich zum langen Sitzen wichtig. Beim Projektunterricht beschäftigen sich die Kinder mitunter in mehreren Fächern mit einem bestimmten Thema.

Lehrer Schüler Smartboard

© steveriot1/Pixabay

Mit der Zeit bildet sich im ersten Schuljahr die Klassengemeinschaft, in der unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen, aus. Sich darin zurechtzufinden und Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen, ist eine zentrale Entwicklungsaufgabe in den ersten Grundschuljahren. Klassenregeln helfen dabei ein positives Klassenklima zu schaffen. Durch die Klassengemeinschaft lernt das Kind, Regeln zu befolgen und Kompromisse zu schließen. Wenn sich ein Kind unwohl in der Klasse fühlt, ist das Gespräch mit der Lehrkraft zu suchen.

Teamarbeit in der Erziehung

Eltern und Lehrkräfte sollten im Sinne ihres Kindes in der Erziehung zusammenarbeiten und ein gutes Team bilden. Deshalb ist es wichtig, einen guten Kontakt zu den Lehrkräften aufzubauen. Schulprobleme können mit den Lehrkräfte besprochen werden. Formulieren Sie klar ihre Bedürfnisse in einem wertschätzenden Umgangston. Wichtige Angelegenheiten lassen sich selten gut an der Klassentür besprechen. Am besten wird ein Gesprächstermin ausgemacht, an dem Fragen gestellt und konkrete Änderrungsvorschläge vorgestellt werden können.

Der Weg zur Schule

Das Verkehrschaos morgens oder mittags an der Schule hat wohl jeder schon einmal mitgemacht. Das Paradoxe daran: die Eltern, die ihre Kinder vor dem Verkehr schützen möchten, erzeugen ihn selbst. Mehr Selbstständigkeit erfahren Kinder, indem sie ihren Schulweg, wenn es möglich ist, zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen. Mit Erstklässern sollte der Schulweg erst einmal geübt werden, um Kindern auf diese Weise eine aufmerksame Teilnahme am Straßenverkehr zu vermitteln.

Freundschaften schließen

Zumeist kommt das Kind mit anderen Kindern, die es aus seinem Kindergarten bereits kennt, in die Grundschule. Sollte das Kind niemanden in der Klasse vorher kennen, lassen Sie Ihrem Kind etwas Zeit, bis es sich an die neue Situation gewöhnt hat. Neue Freundschaften zu schließen, braucht Zeit. Jedes Kind hat hierbei ein eigenes Tempo. Wenn das Kind gerne mehr Kontakt haben würde, aber nicht weiß wie es gehen soll, können mit anderen Eltern Besuche zum gemeinsamen Spielen ausgemacht werden.

Zwei Jungen neben Globus und Büchern

© Kris/Pixabay

Die Freundschaften, die in der Grundschule geschlossen werden, sind bereits tiefer und fester als im Kindergarten. Sorgen und Geheimnisse werden geteilt, zusammen wird die Welt erkundet und manches Kind traut sich dank seiner Freunde mehr zu. Niederlagen und Schicksalsschläge können durch eine gute Freundschaft aufgefangen werden. Freundschaften stärken zudem die sozialen Kompetenzen.

Hausaufgaben - ohne Stress

Kinder brauchen nach der Schule eine Pause. Nach dem Essen eine halbe bis eine Stunde ist ausreichend, um sich auszuruhen. Im ersten Schuljahr sollten die Hausaufgaben nicht mehr als 15-30 Minuten dauern. Wenn das Kind die vorgeschriebene Zeit für die Hausaufgaben oft überschreitet, sollte Rücksprache mit den betreffenden Lehrfachkräften gehalten werden. Als Arbeitsplatz eignet sich ein Schreibtisch mit passendem Stuhl im Kinderzimmer.

Mädchen uebt Schreibschrift

© StockSnap/Pixabay

Hausaufgaben sind dazu da, die Fähigkeiten des Kindes zum eigenverantwortlichen Lernen zu trainieren. Kurzum: ihr Kind lernt das Lernen. Es sollte die Schularbeiten also erst einmal alleine machen. Versteht ein Kind die Aufgabenstellung nicht oder tut sich mit einer Aufgabe schwer, können Eltern Hilfestellung geben. Sind die Hausaufgaben gemacht, wird der Arbeitsplatz aufgeräumt und die Schulsachen in der Schultasche verstaut.

Literaturangaben:

Michael Leicht u. Annette Miller: Mein Schulkind. Das Familienhandbuch. Stiftung Warentest, 2021.
Garry Burnett u. Kay Jarvis: So helfe ich meinem Kind beim Lernen. Verlag an der Ruhr, 2005.
Audrey Akown u. Isabelle Pailleau: Besser lernen mit positiver Pädagogik. Der Ratgeber für Lehrer, Eltern und Schüler. mgv-verlag, 2014.