Familie und Beruf – Ist das möglich?

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Ein ausgeglichenes Leben zwischen Familie und Arbeit - dies wünscht sich die Mehrheit der Eltern. Dazu braucht es familienfreundliche Arbeitgeber, geregelte Betreuungszeiten, finanzielle Sicherheit und eine partnerschaftliche Arbeitsteilung. So die Theorie.

Obwohl sich in den letzten Jahrzehnten bereits vieles getan hat, das zu einer Verbesserung der Situation beigetragen hat, haben Eltern immer noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, um Familie und Job unter einen Hut zu bekommen. Zu der Herausforderung, den Alltag zu organisieren und die Familie zu managen, kommt die finanzielle Unsicherheit in diesen Zeiten. Es ist also kein Wunder, wenn viele Eltern - besonders Mütter - überlastet sind.

Wie kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden? Wo liegen die Schwierigkeiten? Welche Möglichkeiten zum beruflichen Wiedereinstieg gibt es? Welche Unterstützung gibt es für Familien? Wie kann der Alltag besser geplant werden? Was tun, wenn einem alles über den Kopf wächst?

Doppelbelastung von Job und Familienalltag
Frau schaut auf Armbanduhr

© Meruyert Gonullu/Pixabay

Nach wie vor sind es vor allem Frauen, die nach der Geburt eines Kindes ihr Arbeitsleben an die neue Familiensituation anpassen. Bei Vätern ist die Beteiligung am Berufsleben weitgehend unabhängig vom Heranwachsen der Kinder. Das bedeutet, dass ein großer Teil der Mütter in Deutschland ihren Beruf vorübergehend aufgeben und erst später wieder in das Erwerbsleben zurückkehren, wenn die Kinder größer sind. In den meisten Familien arbeitet der Vater Vollzeit und die Mutter geht einer Teilzeitbeschäftigung nach.

Die Doppelbelastung von Job und Familienalltag führt dazu, dass die meisten berufstätigen Frauen sich zwischen dem Ideal der Powerfrau, die alles schafft, und dem Ideal der fürsorglichen Mutter, die für ihre Kinder da ist, aufreiben. Während das schlechte Gewissen ihnen leise ins Ohr säuselt. Da ist es kein Wunder, das  82% der berufstätigen Mütter angeben, sich überfordert zu fühlen.

Väter wünschen sich mehr Familienzeit

Der Wunsch, beruflich erfolgreich und ein guter Vater zu sein, lässt auch bei Vätern die Stresswerte steigen. 60 % der Väter möchten mehr Zeit zuhause verbringen, aber nur 14 % schaffen dies auch. 20 % der Männer würden gerne in Elternzeit gehen, trauen sich aber nicht, weil sie mit finanziellen Einbußen rechnen.

Vater hält Tochter auf Arm

© StockSnap/Pixabay

Der Väteranteil beim Elterngeldbezug stieg im Jahr 2021 auf 25,3 % (2020: 24,8 %). Allerdings hat sich an der Bezugsdauer von 3,7 Monaten im Durchschnitt nicht viel getan. Die Schaffung eines familienorientierten Arbeitsumfelds mit Teilzeitarbeit, flexiblen Arbeitszeiten und einer verbesserten Kinderbetreuung kann Väter bei ihrem Wunsch nach mehr Zeit mit der Familie unterstützen.

Was wünschen sich Eltern?

Die Wunschliste ist lang: familienfreundliche Arbeitsplätze und Betreuungszeiten, eine gute Balance zwischen Arbeits- und Familienleben stehen ebenso darauf wie neue Arbeitszeitmodelle, mehr Gleichberechtigung und eine partnerschaftliche Aufteilung der Sorgearbeit. Ganz oben angeführt wird die Liste durch den Wunsch nach mehr Zeit mit der Familie.

Familienfreundliche Arbeitszeiten

Durch die Herausforderungen der Pandemie sahen sich viele Arbeitgeber dazu genötigt, in Bezug auf die Arbeitszeiten und die Präsenzpflicht umzudenken. Wer im Büro arbeitet, muss nicht fünf Tage die Woche im Büro sitzen, sondern kann seine Arbeit auch von Zuhause aus erledigen. Andere Arbeitszeitmodelle, wie z.B. flexible Arbeitszeit, Gleitzeit oder die 4-Tage-Woche sind also möglich.

Armbanduhr mit Uhrzeit an Arm

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Unternehmen sollte es daran gelegen sein, familienfreundliche Maßnahmen für berufstätige Eltern anzubieten. Denn aus der Sicht des Sozialstaates aus, sind es deren Kinder, die später diesen weiter tragen sollen. Zudem bringen Eltern Erfahrungswerte aus dem Familienleben mit: Organisationstalent, ein guter Umgang mit dem Zeitmanagement und die Fähigkeit, in plötzlich auftretenden Situtationen zu improvisieren. Elternsein ist kein Makel, sondern eine Ressource.

Chancengleichheit im Beruf

Die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit ist die Ansprechpartnerin in Fragen der Frauenförderung, der Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt sowie der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wiebke Birk-Engel berät Arbeitnehmer*innen und Unternehmen bei beruflicher Ausbildung, dem Wiedereinstieg nach der Familienphase sowie hinsichtlich einer flexibleren Arbeitszeitgestaltung.

Mann und Frau Arme verschränkt zur Hälfte

© Gerd Altmann/Pixabay

 

Für das Jobcenter Landkreis Neuwied ist Heike Pfeifer die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Sie informiert und berät zu den Themen (Wieder-) Einstieg in den Beruf, Ausbildung, Alleinerziehend, Arbeitsmarktsituation und Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt - Agentur für Arbeit Neuwied
Frau Wiebke Birk-Engel
Tel. 02631-891 560
neuwied.bca@arbeitsagentur.de

Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt - Jobcenter Landkreis Neuwied
Claudia Simonis-Schultheiß
Tel. 02631-9411 850
Jobcenter-Landkreis-Neuwied.BCA2@jobcenter-ge.de

Betreuung in Kindergarten und Schule

Wer denkt, dass sich die Familiensituation entspannt und man mehr Zeit für den Beruf hat, wenn die Kinder einmal im Kindergarten und in der Schule sind, der wird leider eines besseren belehrt. Denn jetzt fängt das Hamsterrad sich erst recht zu drehen an. Bis vier Uhr im Beruf, dann Spielplatz und Hausaufgaben, dazwischen und am Abend Haushalt und Erledigungen. Dazu kommen die uneingeplanten Geschehnisse des Alltags: das Kind ist krank, der Kindergarten hat zu wegen Fortbildung oder das Auto bleibt liegen. Familien und Alleinerziehende sind Organisastionstalente.

Kind spielt im Kindergarten

© Esi_Grünhagen/Pixabay

Damit Familie und Beruf gut zusammen passen, braucht es nicht nur flexible Arbeitgeber, sondern auch anpassungsbereite Betreuungsmöglichkeiten. Kindergärten und Schulen hierzulande bieten verschiedene Betreuungsmodelle an. Für Mütter und Väter, die schnell wieder in den Beruf einsteigen möchten oder müssen, weil es finanziell nicht anders geht, stehen Krippenplätze für Kinder ab 1 Jahr oder früher zu Verfügung. Laut Statistischem Bundesamt liegt die Betreuungsquote der unter Dreijährigen 2022 bundesweit bei 35,5% (2021: 34,4%).

Allerdings sind in Städten und Ballungszentren Krippen- und Kindergartenplätze oft Mangelware. In ländlichen Regionen ist die Situation zwar entschärft, aber auch hier kann es zu Engpässen im Platzangebot kommen. Schwangeren wird mitunter geraten, sich schnell um einen Betreuungsplatz zu kümmern.

Partnerschaftliche Teilung der Sorgearbeit

Der Wunsch nach geteilter Sorgearbeit, d.h. Erziehung der Kinder, Haushalt, Pflege von Angehörigen, ist besonders bei Frauen groß, da sie noch immer einen Großteil ihrer Zeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit aufwenden. Im Durchschnitt sind dies 40 Wochenstunden, Väter wenden etwa 22 Wochenstunden dafür auf. Dabei hat die Zahl der erwerbstätigen Frauen in den letzten 20 Jahren stetig zugenommen.

Vater und Sohn saugen Wohnzimmer

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Die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit führt dazu, dass Frauen nicht im gleichen Maße wie Männer Zeit und Kraft zur Verfügung haben, um einer existentsichernden beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Sorgearbeit, Alltagserledigungen und Job - die tägliche Mehrfachbelastung hat Folgen für die physische und psychische Gesundheit. Das Bündnis Sorgearbeit Fair Teilen setzt sich für eine gerechte Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern ein.

Elternzeit

Während der Elternzeit kann der Arbeitgeber die Mutter oder den Vater pro Kind bis zu 3 Jahre von der Arbeit freistellen. In dieser Zeit wird kein Lohn ausgezahlt. Um die Elternzeit finanziell auszugleichen, besteht die Möglichkeit Elterngeld zu beantragen. Die Elternzeit ist in jedem Arbeitsverhältnis möglich - also auch bei Teilzeit und beim "Mini-Job". Entweder wird die Elternzeit vor dem 3. Geburtstag des Kindes genommen oder man wählt zusätzlich einen Teil davon im Zeitraum zwischen dem 3. und dem 8. Geburtstag. Das bedeutet: die Elternzeit wird dann genommen, wenn die Eltern und das Kind sie wirklich brauchen.

Elterngeld

Das Elterngeld unterstützt Eltern, die nach der Geburt weniger oder gar nicht arbeiten, um ihr Kind zu betreuen. Elterngeld gibt es für alle Mütter und Väter. Aus den drei Varianten Basiselterngeld, ElterngeldPlus und Partnerschaftsbonus können Eltern die für sie beste Variante auswählen. Außerdem lassen sich die Varianten untereinander kombinieren.

Einen Überblick über alle staatlichen Unterstützungsangebote für Familien und Alleinerziehende gibt es auf dem Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Mit dem „Infotool Familie“ des Bundesfamilienministeriums können Sie in wenigen Schritten ermitteln, auf welche Familienleistungen und -hilfen Sie oder Ihre Familie voraussichtlich Anspruch haben.

Beratung zu Elternzeit und Elterngeld

In Rheinland-Pfalz gibt es die Möglichkeit, das Elterngeld auch online zu beantragen. Außerdem können Sie sich bei der Elterngeldstelle des Kreisjugendamtes Neuwied zum Thema Elternzeit beraten lassen. Sie erreichen die Elterngeldstelle unter Tel. 02631-803-241.

Mutter-Kur/Vater-Kur

An Familien richtet sich besonders das Angebot der Mutter-Kur/Mutter-Kind-Kur oder der Vater-Kur/Vater-Kind-Kur. Mütter kommen an ihre Überlastungsgrenzen, weil sie nicht nur versuchen Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, sondern auch in der Kindererziehung und im Haushalt am meisten Verantwortung übernehmen.

Frau mit Rucksack im Wald beim Wandern

© silviarita/Pixabay

Väter, die alleinerziehend sind und/oder ihrerseits an die Belastungsgrenzen kommen, haben die Möglichkeit eine Vater-Kind-Kur zu beantragen. Bei der Antragsstellung unterstützen die Beratungsstellen der Diakonie.