Partnerschaft stärken

Wenn sich zwei Menschen nah sind, gibt es auch Stolpersteine. Denn nichts ist so herausfordernd wie eine Partnerschaft. Streit und Konflikte können verletzend sein und lösen heftige Gefühle aus. Paarbeziehungen werden zudem durch den Alltag mit Familie, Beruf und dem Leben während einer Pandemie auf die Probe gestellt.

Zwei Finger mit gemaltem Gesicht und Herz vor rotem Hintergrund

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Am Anfang der Beziehung tragen die Partner zumeist eine rosarote Brille, die Liebe zueinander macht alles schöner und besser. Etwaige Unterschiede fallen zunächst nicht ins Gewicht oder sind gerade, weil der Partner anders ist, für einen interessant und liebenswert. Doch mit Abnehmen der Brille rücken plötzlich Unterschiede oder vermeintliche Unzulänglichkeiten in den Vordergrund.

Konflikte lösen

In einer Partnerschaft gibt es viele Themen, die Konfliktpotential besitzen. Uneinigkeit in der Erziehung der Kinder, Belastungen im Beruf, sexuelle Bedürfnisse, die Verteilung der Aufgaben im Haushalt oder unterschiedliche Zukunftspläne können dazu führen, dass Partner aneinandergeraten.

Krise als Chance

Paare durchlaufen gemeinsam eine Vielzahl von Übergängen. Es wird zusammengezogen, aus einem Paar wird ein Ehepaar, man wird Vater und Mutter, es wird umgezogen, es ergeben sich persönliche oder berufliche Veränderungen, Ungeplantes tritt ein, einer der Partner wird krank. Gerade in Zeiten der Veränderungen sind Paare anfällig für Krisen. Aber Krisen sind auch eine Chance auf etwas Neues.

Paar haben sich nichts mehr zu sagen nach Streit

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"Mauern" und Rückzug

Ist die Beziehung im Krisenmodus kann aus einer alltäglichen Situation heraus schnell ein Streit entstehen. Im Streit werden verletzende Worte geäußert, die den Konflikt weiter verhärten. Am Ende sind beide Partner entweder verletzt oder sie fühlen gegenüber dem Partner Verachtung. Es wird sich zurückgezogen oder eine Mauer um sich herum aufgebaut. Oft reagieren wir aus alten seelischen Mustern heraus. Mustern, die in der Kindheit oder in vorausgegangenen Beziehungen verinnerlicht wurden.

Als Paar wieder zueinander finden

Respekt in der Beziehung ist der Schlüssel zu einer gelingenden Partnerschaft. In diesem Sinne bedeutet Respekt, dass ich Achtung vor meinem Partner habe und die Würde meines Gegenübers anerkenne. Der Partner hat in seinem Leben andere Erfahrungen gemacht als ich. Er/Sie hat andere Vorlieben, Werte und Ansprüche an sein/ihr Leben. Ein erster Schritt ist es, den anderen so zu respektieren, wie er ist. Man selbst kann den Partner nicht ändern. Die Veränderung sollte von einem selbst ausgehen. Ein verändertes Verhalten oder Denken wirkt sich auch auf den Partner aus.

Niemand kann von seinem Partner verlangen, sich zu ändern. Nur wir können unser Verhalten ändern. Damit wird der Wandel beim anderen angestoßen. - Jesper Juul

Erwartungen

In unserem Kopf haben wir uns ein Idealbild von einem Partner zusammengebastelt. Beeinflusst wird dieses Bild von Vorlieben, Wünschen, Erfahrungen und Träumen. Die Erwartungen, die wir haben, passen nicht mit dem realen Partner überein. Nun neigen wir aber dazu, diese Bilder immer wieder abzugleichen. Auf diese Weise kann der wirkliche Partner nur verlieren, da der Blick stets das Unzulängliche im Auge hat. Erwartungen sind Gift für die Partnerschaft. Den Partner so zu akzeptieren, wie er ist, mit all seinen Stärken und Schwächen, heißt auch die eigenen Erwartungen zu hinterfragen.

Grüner Frosch sitzt auf Tisch mit Krone

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Partner akzeptieren, wie er ist

Erwartungen können aber auch auf andere Art Probleme bereiten: Wer sein eigenes Selbst zurückstellt, um nur noch den Erwartungen des Partners zu entsprechen, verleugnet sich selbst. Darunter leidet nicht einzig das Selbstwertgefühl, sondern auch die Beziehung.

Offener Umgang miteinander

Wenn zwei Menschen an ihrer Beziehung arbeiten möchten, ist es wichtig, dass sie offen füreinander sind und respektvoll miteinander umgehen. Geteilte Lebenszeit sowie das Erleben von Zeiten voller Freude oder Leid verbindet Paare miteinander. Sich verbunden fühlen und sich zu vertrauen sind die Grundsteine für eine liebevolle Partnerschaft.

Respekt und Offenheit

Sind die Fronten sehr verhärtet, ist es nicht leicht, offen miteinander umzugehen. In diesem Fall kann es hilfreich sein, sich an die Anfangszeit der Beziehung zu erinnern oder die guten Aspekte der bisherigen Partnerschaft in den Vordergrund zu stellen. Was fand ich damals anziehend am Partner? Was mag ich an meinem Partner?  Welche Schwierigkeiten haben wir bereits zusammen überstanden? Was habe ich aus der Beziehung bisher gelernt?

Gefühle zulassen

Eine wichtige Rolle spielen auch Gefühle. Frauen haben bekanntermaßen einen besseren Zugang zu ihrer Gefühlswelt. Die meisten Männer wurden so erzogen, dass das Zeigen von Gefühlen unmännlich ist und nicht dem Bild des starken Mannes entspricht. Von diesem Idealbild wird glücklicherweise immer mehr abgerückt.

Mann mit Tränen im Auge

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Raus mit den Gefühlen

Nicht ausgesprochene Gefühle stauen sich im Inneren an und führen dazu, dass man sich noch schlechter fühlt. Raus damit. Egal, was für ein Gefühl es ist, ob Wut, Traurigkeit oder Scham, der Partner sollte wissen, wie man sich gerade fühlt. Dabei können Sätze helfen wie „Ich bin furchtbar wütend.“, „Ich bin so traurig.“ Oder „Ich schäme mich so.“ Das Gegenüber hat dann die Aufgabe, diese Gefühle wahrzunehmen und nicht abzuwerten. Durch Nachfragen erfährt der Partner, warum diese Gefühle da sind. Miteinander kann nach einer Lösung für den Konflikt gesucht werden.

Fehler eingestehen

Hans Jellouschek weist in seinem Buch „Wie Partnerschaft gelingt – Spielregeln der Liebe“ darauf hin, dass wir uns trotz allem Bemühens gegenseitig verletzen. Dies kann immer wieder passieren. Was sich ändern sollte, ist der Umgang damit. Anstatt sich die Schuld gegenseitig zuzuschieben, stoppt man das Karussell der Schuldzuweisung mit einem „Es tut mir leid“. Dies zeigt, dass man die Wunde des anderen wahrnimmt und die Verletzung anerkennt. Hat man sich ausgesöhnt, sollte die Verletzung nie mehr als Vorwurf im Streit eingebracht werden.

Zwei rote Herzhälften gehalten von zwei Händen

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Tiefe Wunden

Manche Verletzungen sind so groß, dass sie schwer zu verzeihen sind. Vertrauensbrüche oder Fremdgehen reißen tiefe Wunden und hinterlassen Narben auf der Seele. In diesem Falle steht die Möglichkeit einer Trennung im Raum. Wer sich dennoch für das Zusammenbleiben entscheidet, muss dafür sorgen, dass die erfahrene Verletzung nicht das eigene Leben und Denken belastet. Ein Teil der Verletzung wird wahrscheinlich immer unversöhnlich bleiben. Indem dies als gegeben angenommen werden kann, ist es möglich, sich mit der Verletzung zu versöhnen.

Respektvoller Umgang miteinander

Immerwährende Harmonie in der Partnerschaft ist ein Irrglaube. Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten gehören zu einer Beziehung dazu. Eine „gute“ Streitkultur hilft uns, besser miteinander zu kommunizieren. Zudem lernen wir unsere Grenzen kennen und können insgesamt daran wachsen. Ein respektvoller Umgang mit dem Partner wirkt sich auch auf den Umgang innerhalb der Familie aus. Kinder lernen so, auf den anderen einzugehen, Gefühle zuzulassen und in den Austausch miteinander zu treten.

Zwei sitzende Personen halten Hände

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Missverständnisse vermeiden

Während eines Gesprächs oder eines Streits kommt es sehr schnell zu Missverständnissen. Das Gesagte wird vom Gegenüber nicht so aufgenommen, wie man es eigentlich gewollt hat. Unbedachtes rutscht raus und der Streit schraubt sich plötzlich in ungeahnte Höhen. Bodenhaftung erhält man wieder, indem von Verurteilungen, Besserwisserei oder Sticheleien Abstand genommen wird. Die Situation, die einen gestört hat, wird klar beschrieben, das dabei ausgelöste Gefühl und das Bedürfnis, das dahinter steht, werden geäußert.

Fester Termin für schwierige Themen

Schwierige Themen sollten nicht nebenher besprochen werden. Machen Sie einen festen Termin aus, an dem darüber gesprochen werden kann. Ein Paar braucht seinen eigenen Raum und Zeit, um Konflikte anzusprechen. Vielleicht unternehmen Sie gemeinsam einen langen Spaziergang in der Natur, auf dem Sie ihre Probleme angehen und nach Lösungen dafür suchen.

Streiten mit Pausen

Partner können sich beim Streiten Auszeiten nehmen. Vereinbaren Sie ein Zeichen, ein „Stopp“, um kurz Luft zu holen oder das Gesagte erst einmal sacken zu lassen. Von Vorteil ist auch ein Sprechgegenstand, den immer die Person in der Hand hat, der gerade am Sprechen ist. Der andere ist dazu verpflichtet, zuzuhören und nicht ins Wort zu fallen.

Zwei alte Schlüssel auf altem Papier

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Respekt bedeutet, einen geliebten Menschen in seinen Grenzen und Begrezungen so anzunehmen, wo und wie er eben ist, und nicht erst da, wo und wie wir ihn haben wollen. Das ist der Schlüssel zur Partnerschaft. - Hartwig Hansen

Alltäglichen Beziehungsstress meistern

Als hilfreich haben sich feste Streitzeiten erwiesen. Gemeinsam mit dem Partner machen sie aus, wann und wie lange sie streiten möchten. Dinge, die einem im Alltag aufgeregt haben, können dann zu der vereinbarten Zeit angesprochen werden. Einiges, was im ersten Moment Ärger ausgelöst hat, wird nach einigen Stunden schon ganz anders bewertet. Für feste Streitzeiten gibt es nur zwei Bedingungen: nicht vor den Kindern streiten und den Termin nicht zu spät abends vereinbaren. Mitunter nehmen sie den Streit mit in eine unruhige Nacht.

Räume für die Partnerschaft

Partnerschaft braucht gemeinsame Räume und Zeiten, in denen sich die Beziehung entfalten kann. Zusammen verbrachte Zeit schafft Bindung und stärkt den Zusammenhalt. Das können gemeinsame Hobbys oder Interessen sein, ein soziales oder kirchliches Engagement oder Pläne für die Zukunft. Auf diese Weise wird aus dem Wir-leben-aneinander-vorbei ein gemeinsames Leben. Zwischen Familie und Beruf Zeit für die Zweisamkeit zu finden, ist meistens nicht leicht. Nutzen Sie auch die kleinen Momente, um sich durch kleine Gesten und Zeichen der Zuwendung ihre Verbundenheit zu zeigen. Eine liebevolle Nachricht am Kühlschrank, ein Kuss oder eine Umarmung vertiefen ihre Bindung zueinander.

Rotes Herz mit Wachsmalstift auf Papier

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Achtsame Kommunikation

Im Alltag sollte eine achtsame Kommunikation praktiziert werden. Zeigen Sie Interesse an den Dingen, die ihr Partner bewegt und hören Sie aktiv zu, wenn ihr Partner mit ihnen spricht. Geben Sie Rückmeldungen, um ihren Respekt und ihre Wertschätzung zu zeigen. Sollten Sie sich über etwas ärgern, sagen Sie ihrem Partner dies und äußern Sie ihre Bedürfnisse: "Ich bin ärgerlich über dein Zuspätkommen. Ich wünsche mir, dass du pünktlich bist, damit wir zusammen essen können. Ich habe mich auf das gemeinsame Essen gefreut." Mit Ich-Botschaften wird das Minenfeld der "Du-Sätze" umgangen und gleichzeitig das empfundene Gefühl und das Bedürfnis weitergegeben.

Übung: Aktives Zuhören nach Marascha Daniela Heisig

Ein Thema auswählen, bei dem die Partner unterschiedlicher Meinung sind. Ein Partner fängt an und erzählt kurz seine Sichtweise des Themas. Der andere Partner wiederholt in eigenen Worten, was bei ihm angekommen ist, ohne seine eigene Meinung zu sagen. Wurde die Meinung richtig wiedergegeben, sagt der erste Partner: "Ja, so habe ich es gemeint." Wenn nicht, wird neu angesetzt. Dieser Wechsel von Erzählen und aktivem Zuhören geht so lange, die der erste Partner drei Mal "Ja, so habe ich es gemeint" gesagt hat. Danach werden die Rollen gewechselt.

Literatur:

Hansen, Hartwig: Respekt - Der Schlüssel zur Partnerschaft. Klett-Cotta, 2008.
Juul, Jesper: Liebende bleiben. Familie braucht Eltern, die mehr an sich denken. Beltz, 2017.
Heisig, Marascha Daniela: Trotz allem: Liebe. Wie Paaren Versöhnung gelingt. Patmos, 2016.
Jellouschek, Hans: Wie Partnerschaft gelingt - Spielregeln der Liebe. Herder, 1998.
Mary, Michael: Die Beziehungstrickkiste. GU 2013.
Reisch, Elisabeth u. Eberhard Bojanowski: Beziehungsglück. Die Kraft der Großzügigkeit. Klett-Cotta, 2010.